Fett ist nicht gleich Fett: Fettpolster und ihre Aufgaben

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Aktu­al­isiert am 27. Feb­ru­ar 2020 von Auro­ra

Fett ist für unseren Kör­p­er die ide­ale Form, über­schüs­sige Energie zu spe­ich­ern. In einem Kilo­gramm Fett lagert der Organ­is­mus cir­ca 7000 Kilo­kalo­rien für schlechte Zeit­en ein – und das platzs­parend auf eng­stem Raum, so passen viele Kilo­gramm Fett in den Körper.

Wie lagert der Körper Fette ein und warum?

Nach Mei­n­ung des Wis­senschaftlers Prof. Wal­ter Siegen­thaler aus Zürich kön­nten manche Übergewichtige der heuti­gen Zeit bis zu 200 Tage ohne Nahrung (ausgenom­men Wass­er) über­leben, weil ihr Kör­p­er 40 oder 50 Kilo­gramm Fett angelegt hat. Doch wie ist es möglich, dass ein Köper solche Fettmen­gen auf­bauen kann?

Fettzellen entwick­eln sich aus den soge­nan­nten Vor­läuferzellen im Fettgewebe. Diese Vor­läuferzellen sind noch winzig und „leer“, haben also noch kein Fett gespe­ichert. Doch wenn über­flüs­sige Energie im Blut ist, nehmen Sie diese Energie auf und spe­ich­ern sie so lange, bis sie wieder benötigt wird. Fettzellen kön­nen dabei das Zehn­fache ihrer ursprünglichen Größe erre­ichen. Das hat aber nicht nur Auswirkun­gen auf die Fig­ur, son­dern kann auch die Gesund­heit beeinflussen.

 

Fettzellen: Einmal da, immer da!

Wenn eine Fettzelle voll gefüllt und damit in ihrer Auf­gabe aus­ge­lastet ist, sendet sie ein Sig­nal, woraufhin der Kör­p­er ver­an­lasst, dass sich aus Stam­mzellen neue Fettzellen entwick­eln. Ein­mal gebildete Fettzellen bilden sich nicht mehr zurück, sie bleiben Ihnen ein Leben lang erhal­ten. Sie kön­nen allerd­ings wieder ihre winzige Aus­gangs­größe erre­ichen, wenn das in ihnen gespe­icherte Fett ver­bran­nt wird.

Doch ist Fett gle­ich Fett? Wir unter­schei­den zwei ver­schiedene Arten von Fettgewebe in unserem Organ­is­mus: Das braune Fettgewebe und das weiße Fettgewebe. Bei­de haben unter­schiedliche Auf­gaben im Körper.

Das braune Fett find­et sich nur an weni­gen Kör­per­stellen: Im Schul­ter-Nack­en-Bere­ich, unter den Schlüs­sel­beinen, an den Achseln und vere­inzelt als kleine Inseln im weißen Fettgewebe im Umfeld der Nieren. Es ist im Gegen­satz zum weißen Fettgewebe gut durch­blutet und direkt an das Ner­ven­sys­tem angeschlossen.

Braunes Fettgewebe verbrennt Energie

Die Auf­gabe des braunen Fettgewebe ist sim­pel: Es soll Wärme pro­duzieren und so für eine opti­male Kör­pertem­per­atur sor­gen. Es wird also nur aktiviert wenn wir frieren, um dann schnell ein Auskühlen zu verhindern.

So ist es nicht ver­wun­der­lich, dass bei Neuge­bore­nen der Anteil an braunem Fettgewebe viel höher ist als bei Erwach­se­nen, denn sie haben auf­grund ihrer gerin­gen Größe ein deut­lich höheres Risiko auszukühlen. Auch Tiere, die Win­ter­schlaf hal­ten, haben rel­a­tiv viel braunes Fett, dieses hil­ft ihnen beim Aufwachen schnell die Kör­pertem­per­atur zu erhöhen.

Das braune Fettgewebe ist voll von Mito­chon­drien, diese kleinen Zel­lkraftwerke sor­gen dafür, dass bei Wärmebe­darf sofort reagiert und Wärme pro­duziert wer­den kann. Bei Aktiv­ität ver­bren­nt das braune Fett eine Menge Kalo­rien. Und ger­ade das macht es für die Forschung sehr inter­es­sant: Gelänge es, das Fett mit­tels Medikame­ten dauer­haft zu aktivieren, würde das die Kalo­rien­ver­bren­nung erhe­blich steigern.

 

Depotfett – die Vorratskammer des Organismus

Weißes Fettgewebe hat drei unter­schiedliche Funk­tio­nen: Es spe­ichert Energie, es isoliert und dient in unter­schiedlichen Kör­per­re­gio­nen als Pol­ster und Stoßdämpfer. Das weiße Depot­fett ist das, was man gemein­hin unter „Fett“ am Kör­p­er ver­ste­ht, denn es kann in fast allen Kör­per­re­gio­nen ein­ge­lagert wer­den. Es hat damit aber nicht nur Auswirkun­gen auf die Fig­ur, son­dern auch auf die Gesund­heit eines Menschen.

Der Kör­p­er spe­ichert über­schüs­sige Energie, damit er Hunger­pe­ri­o­den über­leben kann. Unsere Vor­fahren hat­ten deut­lich höhere Über­leben­schan­cen, wenn sie etwas kor­pu­len­ter waren. Heutzu­tage benöti­gen wir diese Reser­ven nur in den sel­tensten Fällen, vor allem wenn wir in einem Indus­trieland leben wer­den die Spe­ich­er eher nur gefüllt und sel­ten aufgebraucht.

Der Kör­p­er spe­ichert diesen Kalo­rien­vor­rat vor allem an Bauch, Hüfte und Gesäß aber auch direkt in der Bauch­höh­le. Ger­ade dieses visz­erale Fett (von lat. Vis­cera – „die Eingewei­de“) ist gefährlich, da es sich zwis­chen den Orga­nen, wie Magen, Leber und Darm befind­et und beson­ders hor­mon­ak­tiv ist. Es wird mit vie­len Gesund­heitsstörun­gen, die mit Übergewicht ein­herge­hen kön­nen, in Verbindung gebracht.

 

Fettgewebe, ein warmer Mantel unter der Haut

Die Haup­tauf­gabe der Fettschicht in den unteren Hautschicht­en ist Iso­la­tion. Sie schützt uns vor Ausküh­lung sorgt so dafür, dass wir an kalten Tagen weniger Wärme pro­duzieren müssen. Die Fettschicht ermöglicht es dem Organ­is­mus somit Energie zu sparen.

Wer allerd­ings seinen Stof­fwech­sel ankurbeln möchte, dem schadet ein wenig frieren nicht. Denn Energies­paren heißt auch immer weniger Stof­fwech­se­lak­tiv­ität. Schon wenn der Kör­p­er um ein Grad abkühlt erhöht sich der Grun­dum­satz um cir­ca zehn bis zwölf Prozent, um den Organ­is­mus wieder auf „Betrieb­stem­per­atur“ zu bringen.

Auch das soge­nan­nte Baufett beste­ht aus weißem Fettgewebe. Es befind­et sich zum Beispiel unter der Fuß­sohle, wo es unter der Ferse beim Gehen wie ein Pol­ster wirkt. Aber auch in der Wan­gen­re­gion, hin­ter dem Augapfel, an vie­len Gelenken und an eini­gen inneren Orga­nen bietet das Baufett Schutz gegen Druck oder übern­immt sta­bil­isierende Aufgaben.

Das Baufett ist die let­zte Reserve, die der Kör­p­er nutzt. Erst bei sehr lange anhal­tenden Hunger­snöten, Diäten oder zehren­den Krankheit­en greift der Kör­p­er auf diese Struk­turen zurück.