Cholesterin und was man wissen sollte

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Aktu­al­isiert am 21. Juli 2023 von Auro­ra

Cho­les­terin und koronare Herz­erkrankun­gen (KHE) wer­den in den Medi­en recht häu­fig erwäh­nt. Unglück­licher­weise ist das meiste von dem, was man hier sieht und hört entwed­er falsch oder so weit vere­in­facht, dass es mit dem, was wirk­lich passiert, nichts mehr zu tun hat. Fett und/oder Cho­les­terin kleben nicht an der Innen­seite der Arte­rien­wände wie Schmiere in einem Abflussrohr. Dieser Artikel wird ver­suchen zu erk­lären, was wirk­lich mit den Arte­rien­wän­den geschieht und zeigt gle­ichzeit­ig, was man tun kann, um das Risiko für einen Herz­in­farkt oder Schla­gan­fall zu minimieren.

Was ist Cholesterin?

Cho­les­terin ist ein großes, wach­sar­tiges Molekül (C27H45OH), das aus einem Hydrokar­bon Ende (fet­tlös­lich), einem Mit­tel­bere­ich aus vier Kohlen­stof­frin­gen (der Steroid­bere­ich) und ein­er Alko­hol­gruppe (wasser­lös­lich) am anderen Ende beste­ht. Cho­les­terin ist ein wirkungsvolles Antiox­i­dans und ist der Grund­stoff, aus dem die Gal­len­säure, Kor­tikoid­hor­mone, Glukoko­r­tikoid­hor­mone und Sex­u­al­hor­mone hergestellt werden.

Cho­les­terin wird im Kör­p­er in Lipopro­teinen trans­portiert. Lipopro­teine beste­hen an einem Ende aus Lipid (fet­tlös­lich) und am anderen Ende aus Pro­tein (wasser­lös­lich). Sie bilden eine sphärische Hülle um ihren Inhalt, wobei das Lipi­dende nach innen und das Pro­teinende nach außen zeigen. Wenn man Lipopro­teine mit ein­er Lim­ou­sine ver­gle­icht, dann entspricht ihre Hülle dem Fahrgas­traum. Inner­halb dieser Hülle befind­en sich Apopro­teine, welche dem Fahrer der Lim­ou­sine entsprechen wür­den, da sie bes­tim­men, wo die trans­portierten Par­tikel hinge­bracht wer­den. Die Pas­sagiere der Lim­ou­sine wären Cho­les­terin, Cho­les­terylester, Phos­pho­lipi­de und Triglyz­eride. Diese Lim­ou­si­nen gibt es in ver­schiede­nen Vari­anten, wie Chy­lomikro­ne, VLDL, LDL, IDL und HDL, wobei die Unter­schiede im Typ und der Menge des Apopro­teins sowie der rel­a­tiv­en Ver­hält­nisse von Cho­les­terin zu anderen Inhaltsstof­fen beste­hen. Zusät­zlich hierzu gibt es von jedem Typ noch weit­ere Unter­grup­pen. Kom­pliziert, nicht wahr?

Die unter­schiedlichen Vari­anten wer­den davon beein­trächtigt, wie viele Triglyz­eride im Blut zirkulieren. Hohe Serum Triglyz­eride (möglicher­weise auf­grund von chro­nis­chem Überkon­sum zuck­er- und stärk­ere­ich­er Kohlen­hy­drate) resul­tieren in cho­les­teri­n­ar­men, triglyz­eridre­ichen Par­tikeln und niedrige Serum Triglyz­eride resul­tieren in cho­les­ter­in­re­ichen, triglyz­eri­dar­men Par­tikeln. Hierin liegt das Prob­lem. Da Cho­les­terin ein wirkungsvolles Antiox­i­dans ist, sind kleine cho­les­teri­n­arme Par­tikel mit hoher Dichte (Typ B) anfäl­liger für eine Oxi­da­tion als große, elastis­che cho­les­ter­in­re­iche Par­tikel (Typ A).

LDL, welch­es oxi­diert wird, wird nun zu schlechtem LDL, welch­es von Fresszellen vom Typ der Makropha­gen aufgenom­men wird. Diese Makropha­gen schwellen dann zu so genan­nten Schaumzellen auf, welche sich in der Inti­ma (innere Schicht der Arte­rien­wand) der Arte­rien­wände ein­lagern. Es laufen noch weit­ere Prozesse ab, welche eine Cho­les­terin- und Kalz­i­u­mansamm­lung in Form von Plaque in der Media (mit­tlere Schicht der Arte­rien­wand) der Arte­rien­wand verur­sachen. Diese Plaque­ansamm­lung drückt die innere Schicht der Arte­rien­wand nach innen, wodurch der Quer­schnitt der Arterie reduziert wird. Hier­durch wird der Blut­fluss durch die Arterie behin­dert, was eine Angi­na Pec­toris (Schmerzen in der Brust) verur­sachen kann, falls es zu ein­er Unter­ver­sorgung des Herz­muskels mit Sauer­stoff kommt. Schließlich kann, ins­beson­dere wenn das Blut nur geringe Spiegel an entzün­dung­shem­menden Sub­stanzen aufweist, die Plaque zer­reißen, was dazu führt, dass Plaque­brock­en im Blutkreis­lauf zirkulieren und enge Koronarar­te­rien block­ieren, was zu einem Herz­in­farkt führt, oder aber enge Hirn­schla­gadern ver­stopfen, was zu einem Schla­gan­fall führt. Nicht oxi­diertes LDL ist nicht schlecht und wird nicht von Fresszellen aufgenom­men.
Es ist möglich die Serum Triglyz­erid­spiegel drastisch zu reduzieren, indem man langket­tige Omega‑3 Fettsäuren in Form von Fis­chöl zu sich nimmt. Diese hem­men die Umwand­lung von Glukose in Triglyz­eride. Eine Reduzierung der Umwand­lung von Glukose in Triglyz­eride kann jedoch auch zu einem Anstieg des Blutzuck­er­spiegels führen (was eben­falls nicht gut ist – siehe unten), falls die Zuck­er- bzw. Stärkezu­fuhr zu hoch ist. Die Lösung? Man sollte die Zufuhr von Kohlen­hy­drat­en in Form von Zuck­er und Stärke entsprechend dem per­sön­lichen Aktiv­ität­slev­el reduzieren.

 

Warum lagern sich Schaumzellen in die Intima der Arterienwand ein?

Arte­rien sind Muskelschläuche. Sie erweit­ern und veren­gen sich, um die Menge des durch sie strö­menden Blutes zu kon­trol­lieren. Wenn man abkühlt veren­gen sie sich, um den Blut­fluss zur Haut zu reduzieren und so einen unnöti­gen Wärmev­er­lust zu ver­mei­den. Wenn es einem warm wird, dann erweit­ern sich die Adern, um den Blut­fluss zur Haut zu erhöhen, was einen ver­stärk­ten Wärmev­er­lust zur Folge hat.

Der Quer­schnitt durch eine typ­is­che Arte­rien­wand: http://www.health-heart.org/acceuil.htm

 

Schaumzellen gelan­gen nicht über­all hin. Sie lagern sich in beschädigte Bere­iche der Arte­rien­wand ein. Dies ist an sich ein vorteil­hafter Prozess, da andern­falls beschädigte Arte­rien­wände reißen kön­nten, was zu (inneren) Blu­tun­gen führen kann.

 

Wodurch werden Arterienwände beschädigt?

1. Chro­nisch hoher Blut­druck
2. Chro­nisch hoher Blutzuck­er­spiegel
3. Chro­nisch hoher Spiegel freier Radikale im Blut
4. Chro­nisch hoher Homo­cys­tein­wert
5. Chro­nisch niedriger Spiegel von Antiox­i­dantien im Blut
6. Chro­nisch hoher Spiegel von oxi­da­tions­fördern­den Stof­fen im Blut
7. Chro­nisch niedriger Spiegel entzün­dung­shem­mender Stoffe im Blut

 

Wie kann man Beschädigungen der Arterienwände reduzieren?

1. Man sollte den Blut­druck regelmäßig kon­trol­lieren lassen. Es gibt jedoch ein Prob­lem mit der Mes­sung des Blut­drucks beim Arzt, das als „Weißkit­tel Bluthochdruck“ beze­ich­net wird, wobei der Stress, der durch das Abschnüren des Armes her­vorgerufen wird, den Blut­druck steigen lässt. Wenn man sich sein eigenes Blut­druckmess­gerät kauft, kann man sich an dessen Benutzung gewöh­nen und den „Weißkit­tel Bluthochdruck“ überwinden.

2. Man sollte seinen Blutzuck­er­spiegel regelmäßig über­prüfen lassen. Wenn man Glück hat, dann kann man eventuell einen HbA1c Test ver­lan­gen. Dieser zeigt ange­sam­melte Schä­den an roten Blutkör­perchen durch einen zu hohen Blutzuckerspiegel.

3. Man sollte nicht rauchen. Neben Lun­genkrebs, chro­nis­chen obstruk­tiv­en Lun­generkrankun­gen und Lun­genem­physe­men ist Rauchen der beste Weg die Arte­rien zu schädi­gen und sie zum Ver­stopfen zu bringen.

4. Man sollte täglich ein gutes Vit­a­min B Prä­parat ein­nehmen, welch­es Vit­a­min B6, B12 und Fohlsäure enthält, da diese Vit­a­mine die Homo­cys­tein­spiegel senken.

5. Man sollte sich­er­stellen, dass die Ernährung reich an natür­lichen Antiox­i­dantien aus bun­tem Gemüse (Beta Karotin), Obst (Vit­a­min C und Bioflavonoide), Tomat­en (Lykopen), Sesam­samen (Gam­ma-Tro­co­pherol), Paranüssen (Selen), Alko­hol und/oder Rotwein in mod­er­ater Menge, grünem Tee in mod­er­ater Menge, Bit­ter­schoko­lade in mod­er­ater Menge, Zwiebeln/Knoblauch, usw. ist.

6. Bei Män­nern und nicht men­stru­ieren­den Frauen kann über­schüs­siges Eisen im Blut oxi­da­tions­fördernd wirken, weshalb dieser Per­so­n­enkreis kein Eisen in Sup­ple­ment­form zu sich nehmen sollte. Men­stru­ierende Frauen haben das umgekehrte Prob­lem, weshalb sie zusät­zlich­es Eisen ein­nehmen sollten.

7. Man sollte als Mann pro Tag 2 Gramm langket­tiger Omega‑3 Fettsäuren oder etwa 20 Gramm Leinöl zu sich nehmen. Bei Frauen sind 10 Gramm Leinöl pro Tag ausreichend.

 

Was ist mit Becel und Pro-Aktiv?

Diese Joghurts und Bro­tauf­striche enthal­ten Pflanzen­s­te­role oder Stanole, welche das Serum­c­ho­les­terin um etwa 15% senken kön­nen. Wie jedoch bere­its weit­er oben erk­lärt wurde, ist bei LDL die Qual­ität und nicht die Quan­tität auss­chlaggebend und es gibt keine wis­senschaftlichen Beweise dafür, dass diese Nahrungsmit­tel wirk­lich Leben ret­ten können!

 

Was ist mit Statinen?

Sta­tine oder Hydrox­yMethyl­Glu­tarate Coenzyme‑A Reduc­tase Inhibitoren reduzieren den Serum­c­ho­les­terin­spiegel. Sie besitzen weit­er­hin entzün­dung­shem­mende und der der Adern­ver­stop­fung ent­ge­gen wirk­ende Eigen­schaften, indem sie die Spiegel der nicht­s­teroidalen Meval­onat Abkömm­linge und ihrer Fol­ge­pro­duk­te reduzieren. Sta­tine kön­nen das Leben von Men­schen ret­ten, die bere­its einen Herz­in­farkt erlit­ten haben. Auch bei Män­nern zwis­chen 30 und 60 kön­nen Sta­tine die Rate tödlich­er Herz­in­fark­te reduzieren. Bei Män­nern ander­er Alters­grup­pen und bei Frauen ist dies nicht der Fall, auch wenn die Todesrate bei Herz­in­fark­ten ger­ingfügig sinken kann. Ich würde jedem, der Sta­tine zu sich nimmt, wmpfehlen zusät­zlich pro Tag 100mg Coen­zym-Q10 in Form eines Sup­ple­ments einzunehmen, da die Syn­these dieser lebenswichti­gen Sub­stanz durch Sta­tine unter­drückt wird. Man sollte beacht­en, dass Omega‑3 Fettsären auch entzün­dung­shem­mende und der Adern­ver­stop­fung sowie Herzrhyth­musstörun­gen ent­ge­gen­wirk­ende Eigen­schaften besitzen, aber die Co-Q10 Pro­duk­tion nicht beeinflussen.

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